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Unser Bauchgefühl – manche nennen es Intuition oder innere Stimme – leitet uns oft auf den richtigen Weg. Dabei ist es nicht nur eine gefühlte Wahrheit, sondern wird sogar wissenschaftlich bestätigt. Hirnforschungen zeigen, dass intuitive Entscheidungen in vielen Fällen erfolgreicher sind als solche, die nach langem Grübeln und Überlegen getroffen werden. Doch neben dieser Intuition gibt es noch eine andere innere Stimme, die wir alle kennen: den inneren Kritiker oder die innere Kritikerin. Diese Stimme meldet sich mit Sätzen wie „Das schaffst du sowieso nicht!“ oder „Pass auf, das geht bestimmt schief!“. Wie können wir also die Intuition von dieser kritischen Stimme unterscheiden? Und wie schaffen wir es, unserem Bauchgefühl mehr Raum zu geben und unser Selbstvertrauen zu stärken?
Der Ausdruck „Bauchgefühl“ kommt nicht von ungefähr. Seit jeher stehen Bauch und Herz symbolisch für die emotionale Seite des Menschen, während der Kopf das logisch-rationale Denken repräsentiert. Tatsächlich zeigt die Wissenschaft, dass unser Bauch eng mit unseren Gefühlen, Stimmungen und Entscheidungen verbunden ist. Man spricht auch vom sogenannten „Bauchhirn“: ein Netzwerk von Nervenzellen, das unmittelbar auf Gefühle reagiert. Diese Reaktionen beeinflussen wiederum unsere Wahrnehmung und unsere Entscheidungsfindung.
Vielleicht kennen Sie das Gefühl, dass Ihre innere Stimme manchmal eher eine Kritikerin oder ein Kritiker ist. Besonders in Situationen, in denen wir unter Stress stehen oder große Entscheidungen treffen müssen, meldet sich häufig diese kritische Seite. So kann es passieren, dass unser Bauchgefühl – das uns eigentlich Sicherheit und Klarheit geben könnte – übertönt wird. In meinen persönlichen Erfahrungen, insbesondere bei beruflichen Entscheidungen, wurde mir bewusst, wie stark mein Bauchgefühl von der beharrlichen Stimme des Zweifels überlagert wird. Vielleicht geht es Ihnen ähnlich.
Viele Menschen erleben in herausfordernden Situationen ein Gedankenkarussell: Die innere Kritiker:in malt worst-case-Szenarien aus, stellt vieles in Frage und sorgt für Unsicherheit. Diese Stimme scheint darauf aus zu sein, uns zu verunsichern und uns in Zweifel zu stürzen. Doch was möchte sie uns eigentlich sagen?
Die innere Kritiker:in ist nicht „nur“ dazu da, uns zu bremsen oder kleinzureden. Oft will sie uns auf etwas aufmerksam machen – etwa auf ein Gefühl von Unsicherheit, ein Bedürfnis nach Zugehörigkeit oder einen Wunsch nach Schutz. Ihre Intention ist häufig, uns zu warnen und vor möglichen Risiken zu schützen. Wenn wir genauer hinhören, können wir herausfinden, was genau diese Stimme uns sagen möchte und warum sie sich gerade jetzt zu Wort meldet.
Es kann helfen, sich bewusst Zeit zu nehmen, um in sich hineinzuhorchen: Wann treten diese kritischen Gedanken auf? Was möchten sie erreichen? Manchmal kann es auch befreiend sein, der inneren Kritiker:in zu danken und ihr zu signalisieren, dass Sie ihre Sorgen wahrnehmen – ohne sich jedoch von ihr leiten zu lassen.
Wenn Sie feststellen, dass diese kritischen Gedanken überhandnehmen, dass Sie ständig in einem Gedankenkarussell gefangen sind und sich innerlich schlecht oder dauerhaft gestresst fühlen, ist es wichtig, aktiv zu werden. Ein wertschätzender Umgang mit sich selbst und die bewusste Achtsamkeit gegenüber der eigenen inneren Stimme können bereits erste Schritte sein, um aus dieser Gedankenspirale auszubrechen.