Eifersucht aus Systemischer Sicht

Eifersucht systemisch verstehen – jenseits von Schuld und Scham

In meiner Praxis in Karlsruhe begegnet mir Eifersucht häufig – als stilles Gefühl, als laut ausgesprochene Sorge oder als Konflikt, der Nähe erschwert. Dieser Beitrag wirft einen systemischen Blick auf Eifersucht: Was zeigt sich? Was schützt sie vielleicht? Und wie kann man dieses Gefühl besser einordnen – in sich selbst und in Beziehung?

Eifersucht ist ein bekanntes und oft unangenehmes Gefühl, das in Beziehungen aller Art auftauchen kann – sei es in Partnerschaften, Freundschaften oder in familiären Verbindungen. Doch was steckt dahinter? Aus systemischer Sicht betrachtet, geht es bei Eifersucht um mehr als den simplen Vergleich mit anderen oder den Wunsch, etwas zu besitzen. Es geht um unsere eigenen Bedürfnisse, Erwartungen und die Beziehung zu uns selbst. 


Der Ursprung der Eifersucht

Eifersucht entsteht häufig dort, wo wir uns unsicher fühlen oder das Gefühl haben, etwas zu verlieren, das uns wichtig ist. Sie kann auf früheren Erfahrungen basieren, in denen Vertrauen missbraucht wurde, oder sie spiegelt unsere eigenen inneren Konflikte wider – etwa die Angst, nicht genug zu sein oder abgelehnt zu werden. Oft ist Eifersucht auch ein Signal, das uns auf unsere unbewussten Bedürfnisse hinweist: auf Anerkennung, Wertschätzung oder Zugehörigkeit.


Das systemische Verständnis: Symptom und Funktion

Aus einer systemischen Perspektive hat jedes Symptom – also auch die Eifersucht – eine Funktion. Sie versucht, etwas auszudrücken, das in uns vielleicht schwer in Worte zu fassen ist. Sie zeigt uns, wo wir uns unwohl fühlen oder wo es in der Beziehung eine Dysbalance gibt. Manchmal signalisiert Eifersucht ein Bedürfnis nach mehr Nähe, manchmal aber auch die Notwendigkeit, eigene Grenzen zu setzen und sich mehr auf sich selbst zu konzentrieren.


In der systemischen Arbeit geht es darum, das Symptom nicht als störend zu betrachten, sondern es zu verstehen und seine Botschaft zu entschlüsseln. Welche inneren Glaubenssätze spielen eine Rolle? Was löst das Gefühl aus, und welche Rolle spielen dabei die beteiligten Personen und ihre Interaktionen? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt, um neue Perspektiven auf die eigenen Gefühle und die Beziehung zu entwickeln.


Der Umgang mit Eifersucht: Selbstreflexion und Beziehungsgestaltung

Eifersucht fordert dazu auf, sich mit sich selbst und der eigenen Beziehung auseinanderzusetzen. In der systemischen Therapie wird dies als eine Möglichkeit betrachtet, mehr über die eigenen Bedürfnisse und Wünsche zu erfahren und den Blick auf die Dynamik in der Beziehung zu lenken. Dabei kann es hilfreich sein, zu erkennen, was hinter dem Gefühl steckt, ohne sich von der Eifersucht bestimmen zu lassen.


Es geht darum, gemeinsam mit dem Gegenüber Wege zu finden, um Unsicherheiten zu besprechen, Offenheit zu fördern und in einen Dialog zu treten, der die Verbindung stärkt. Gleichzeitig ist es wichtig, Verantwortung für die eigenen Gefühle zu übernehmen und sich bewusst zu werden, wie eigene Unsicherheiten und Erwartungen in der Beziehung wirken. So kann Eifersucht nicht nur als trennend empfunden werden, sondern auch als Chance dienen, die Beziehung auf einer neuen Ebene zu gestalten.

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